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Diskussionsbeitrag der Initiative Medienbildung JETZT zum Grünbuch „Digitaler Wandel und Politik“ des österreichischen Bundesrates

Medienbildung für alle!

Medienbildung fördert einen selbstbestimmten, eigenverantwortlichen, kritischen und kreativen Umgang mit Medien und Medieninhalten und stärkt damit die Fähigkeit, sich zu orientieren, zu reflektieren und sich eigener Rollen/Identitäten bewusst zu werden – und damit im Sinne von Bildung selbstbestimmt und selbsttätig zu leben und zu handeln.
Ein kompetenter Umgang mit Medien ist in einer modernen, mediatisierten Gesellschaft ein zentrales Bildungsziel und entsteht durch kontinuierliche, vielschichtige und vor allem aktive Auseinandersetzung mit Medien aller Art. Bildungseinrichtungen – von Kindergärten über Jugendzentren, Schulen und Universitäten bis hin zu Einrichtungen der Erwachsenenbildung – sind gefordert, Erfahrungs- und Reflexionsräume mit und über Medien zu schaffen.

Eine gleichberechtigte Teilhabe in einer durch Digitalisierung geprägten Gesellschaft ist eine essentielle Voraussetzung moderner Demokratien. Dafür braucht es eine medienpädagogische Grundversorgung, die allen Menschen zugutekommt:

1. Weiterentwicklung und Ausbau von Bildungsangeboten, die alle Bevölkerungs- und Altersgruppen erreichen.

In der schulischen Bildung schafft der „Grundsatzerlass Medienerziehung“ (Erlass des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur GZ 48.223/6-B/7/2011, Rundschreiben Nr. 4/2012) den gesetzlichen Auftrag für Medienbildung. In der Praxis wird dieser aber viel zu wenig praktiziert. In der außerschulischen Jugendarbeit gibt es neben vereinzelten „Best Practice“ Projekten flächendeckend noch zu wenig Medienbildungsangebote, die der digitalen Ungleichheit entgegenwirken. Eine große Lücke in Medienbildungsangeboten besteht generell bei berufstätigen Erwachsenen und PensionistInnen.

2. Eine zeitgemäße finanzielle und personelle Ausstattung von Bildungsräumen sowie den offenen Zugang dazu.

Der digitale Wandel bewirkt, dass sich die technischen Kommunikationsmöglichkeiten ständig weiterentwickeln – Bildungseinrichtungen müssen über Ressourcen verfügen, mit dieser Entwicklung mitzuhalten.

Konkrete Beispiele:

  • ein/e MedienberaterIn pro Schule, der/die für diese Aufgabe freigestellt ist.
  • Ausbau von bedarfsorientierten, leistbaren medienpädagogischen Angeboten im Bereich der Erwachsenenbildung.
  • mehr Zeitressourcen für die offene Jugendarbeit, um bildungsfernen Jugendlichen die Teilhabe an der digitalen Gesellschaft zu ermöglichen.

Diese Maßnahmen sind notwendig um global wettbewerbsfähig zu bleiben.

3. eine Verankerung der verpflichtenden Medienbildung in der Aus- und Weiterbildung aller PädagogInnen.

Medienpädagogik / Medienbildung soll nicht nur als Wahlfach in den Curricula der PädagogInnenausbildung Eingang finden, sondern in Theorie und Praxis fixer Bestandteil des Lehrplans sein. Die Versäumnisse, die hierzu im Prozess „PädagogInnenbildung neu“ gemacht wurden, sind nachzuholen. Auch der bedarfsorientierte Ausbau und die Weiterführung von unterstützenden, in medienpädagogischen Fragestellungen spezialisierten Einrichtungen ist wichtig, konkretes Beispiel:  die Weiterführung der Initiative Saferinternet.at.

4. Sichere Rahmenbedingungen für nichtkommerzielle Medienaktivitäten in allen pädagogischen Kontexten.

Das aktuelle Urheberrecht macht die nichtkommerzielle Verwendung von nutzungsrechtlich geschützten Medienprodukten in Bildungskontexten nahezu unmöglich. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts braucht sichere Rahmenbedingungen für nichtkommerzielle Medienaktivitäten in allen pädagogischen Kontexten: Vor allem eine entsprechende urheberrechtliche Regelung, die die freie nichtkommerzielle Werksnutzung garantiert und rechtssichere, engagierte Medienbildungsarbeit ermöglicht. Konkrete Beispiele für moderne Lernerfahrungen:  SchülerInnen-Weblogs, ein Kurzfilm-Projekte oder VJ-Remixe.

5. verstärkte medienpädagogische Grundlagen- und Begleitforschung.

Um die Auswirkung des digitalen Wandels auf alle Lebensbereiche zu verstehen, die Wirksamkeit der bisher gesetzten pädagogischen Maßnahmen zu überprüfen und adäquate neue Zugänge zu entwickeln, bedarf es verstärkter Ressourcen für medienpädagogische Grundlagenforschung.